Taschenmesser der DDR

Hallo Micha2205, ist ein schönes Stück. Ich habe ein ähnliches Exemplar, aber mit weniger Funktionen.

Ich muss sagen, dass ich von der Qualität ganz angetan bin. Schön starke Federn, gehauene Nagelfeile, schön scharf werdende Klinge...

und mal was anderes als die Schweizer
 
Hallo Messersammler, ich möchte hier auch mal schreiben, da ich Messer der ehemaligen DDR-Produktion sammle.
Zur Zeit besitze ich 4 Stück von Sesta (3 Große und 1 Kleines),Eines der Neustädter Messerfabrik,4 völlig Unterschiedliche von GML(eines davon hat noch ein rundes statt einem ovalen GML-Logo),eines von Foron und Eines einer mir völlig unbekannten Messerwerkstatt.
Nämlich mit dem Namen Hulicius.Das es eine DDR-Produktion sein müßte leite ich davon ab, dass auf der Klinge das TGL-Zeichen für die Güteklasse 1 eingeprägt ist. Das findet sich auch auf dem GML wiederm außerdem ist es mir aus dem Alltag vor 19 Jahren noch bekannt.
In den nächsten 2 Tagen bekomme ich noch 4 weitere Sesta-Messer,ein Dittert und ein Weiteres von Leegebruch von einem Verkäufer aus Leegebruch geschickt.
Gern stelle ich mal Bilder der ganzen Messer ein.

Von der Messerfabrik Weimar habe ich noch nichts gehört, gibt es weitere Infos dazu ?

PS:Übrigens die Waidbestecke aus Mühlhausen (und früher Leegebruch) sind echte Raritäten, wer eins hat, bitte in Ehren halten.

Ansonsten besitze ich noch Fahrtenmesser,Tauchermesser und son Kram aus damaligen Zeiten.
 
In den nächsten 2 Tagen bekomme ich ... , ein Dittert ...
Gern stelle ich mal Bilder der ganzen Messer ein.


Die Messerfabrik Dittert & Co. fertigte in Neustadt in Sachsen ein eindrucksvolles Sortiment von feststehenden und klappbaren Messern, z.B. exklusive vielteilige Taschenmesser, Jagdmesser, Nicker, ... bis hin zu Gärtnermessern:

DittertGrtnermesser.jpg


Grüße
cut
 
So ich probier das jetzt mal mit den Bildern.
http://img186.imageshack.us/my.php?image=s6300004up9.jpg

Auf der linken Seite sind von oben nach unten die 4 GML, das Fünfte ein Foron und das der Firma Hulicius.
Auf der Rechten, die von Sesta und Neustädter Messerfabrik.
http://img149.imageshack.us/my.php?image=pic281ca3.jpg
Dieses Bild zeigt ein ganz altes rundes GML-Logo.
http://img403.imageshack.us/my.php?image=pic291mj6.jpg
Und hier die Logos neueren Datums, also irgendwo nach der Verstaatlichung 1973. So meine Vermutung

Zu Dittert, Dittert ist also der Vorläufer der Neustädter Messerfabrik, die dann von Sesta übernommen
wurde ?
Die halbrunden Messer (siehe oben) kenne ich noch, die hatten wir als Arbeitsmesser in der Landwirtschaft.


Nachtrag: Auf dem kleinen grünen Messer ist gar kein GML-Logo drauf, da steht nur
LEEGEBRUCH STAINLESS STEEL drauf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Dittert, Dittert ist also der Vorläufer der Neustädter Messerfabrik, die dann von Sesta übernommen
wurde ?

@ ingoweimar

Ob J.E. Dittert als "Vorläufer" der benannten Firmen anzusehen ist, bezweifle ich.
Zumindes ist dieses Unternehmen als Auswirkung der Weltwirtschaftskrise mit dramatischen Auswirkungen auf die Sächsische Industrie (damals Deutschlands Export-Land Nr. 1!) bereits 1930 in Konkurs gegangen. Offenbar hat es aber eine Nachfolgefirma gegeben.

SESTA ist nach meinen Unterlagen ein Neugründung in der DDR nach Ende des 2. Weltkrieges, hervorgegangen durch aus Böhmen/Nixdorf vertriebene Fachleute der dortigen traditionsreichen Messerindustrie.

Zu "Neustädter Messerfabrik" oder "Messerfabrik Neustadt" sind mir leider keine überprüfbaren Hinweise bekannt.

Grüße
cut


@ Moderatoren
Eine Verschiebung dieses threads in "Vintage Knives" erscheint mir zweckmäßig, da die überwiegenden Informationen durchaus der Zeit "vor 1980" zuzuordnen sind.
 
Zu "Neustädter Messerfabrik" oder "Messerfabrik Neustadt" sind mir leider keine überprüfbaren Hinweise bekannt.

Ich hab im Netz ein paar Hinweise gefunden.Laut Wiki gehörte der VEB Neustädter Messerfabrik ab den 60gern zum Kombinat Fortschrittwerk(die vorwiegend Mähdrescher herstellten).
1975 wurde er dann von VEB SESTA übernommen.


Wenn Dittert 1930 in Konkurs gegangen ist, müßte das neue Messer ja schon richtig alt sein. So wie mein Laguiole aus den 30gern.
Da lass ich mich überraschen.

Ich verlinke hier mal die Seite eines Messerherstellers aus dem benachbarten Erfurt, der seit 1897 auch Messer herstellt:
http://www.weck-erfurt.de/
 
Das Hauptstaatsarchiv Dresden gibt folgende Entwicklungsgeschichte von SESTA wider: „Im Jahr 1945 wurde die Sebnitzer Stahlwaren-Erzeugung Frenzel, Rösler, Schade GmbH in Sebnitz gegründet. 1972 erfolgte die Umwandlung des Betriebs mit staatlicher Beteiligung (BSB-Betrieb) Messerfabrik SESTA Sebnitz in einen VEB. 1975 übernahm der Betrieb den VEB Neustädter Messerfabrik Neustadt und 1977 den VEB Sebnitzer Knopffabrik. Ab 1981 war er Teil des VE Kombinats MEWA. Aus den fünf Betriebs*teilen wurde 1990 die Sesta Sebnitz GmbH gebildet. Ein Jahr später wurde das Unternehmen liquidiert.“
http://www.archiv.sachsen.de/archive/dresden/4440_3131373034.htm

@ingoweimar

Taschenmesser mit der Markierung "FORON" stammen auch aus Leegebruch, nachdem die Messerschmiede dem „Kombinat Haushaltsgeräte“ mit Sitz in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) zugeordnet worden war. Die Erzeugnisse aus Leegebruch mussten von nun an das Warenzeichen „FORON“ tragen. Unter der Marke FORON wurden z.B. auch Taschenmesser im Stil der Schweizer Offiziers*messer produziert, nachdem die Lizenz für den Nachbau erworben worden war.

Zum vorgenannten Kombinat gehörten 1987 28 Volkseigene Betriebe, u.a. auch VEB Besteck- und Metallwaren Aue. Es fand im Zuge des Kombinatsanschlusses eine Produktbereinigung statt, die Messerschmiede Leegebruch spezialisierte sich auf Taschen- und Jagdmesser, während z.B. die Besteckherstellung nach Aue verlagert wurde..
 

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... 1945 wurde die Sebnitzer Stahlwaren-Erzeugung Frenzel, Rösler, Schade GmbH in Sebnitz gegründet. 1972 erfolgte die Umwandlung des Betriebs mit staatlicher Beteiligung (BSB-Betrieb) Messerfabrik SESTA Sebnitz in einen VEB. ...

Die Herren Frenzel, Rösler und Schade mussten nach Kriegsende zwangsweise (wie alle anderen Deutschen) innerhalb von 24 Stunden die Tschechoslowakai verlassen. Sie waren bis dahin als Eigentümer bzw. leitende Angestellte in den renommierten Messerfirmen in Nixdorf/Böhmen tätig. Die Grenze und das heutige Mikulášovic war nicht weit entfernt.
Mit der Firmengründung in der DDR kamen sie leider vom Regen in die Traufe: die "Umwandlung" ihres Betriebes zunächst in ein Unternehmen mit staatlicher Beteiligung und schließlich in einen Volkseigenen Betrieb erfolgte natürlich nicht freiwillig sondern zwangsweise und entsprach einer Enteignung.

... Unter der Marke FORON wurden z.B. auch Taschenmesser im Stil der Schweizer Offiziers*messer produziert, nachdem die Lizenz für den Nachbau erworben worden war.
...


@ torel

Die Messer wurde OHNE LIZENZ in Leegebruch kopiert.
Ein Schutzrecht für Form und/oder Ausführung der "Schweizermesser" gab (und gibt) es nicht.
Andere Kopien gab es auch bereits vorher, z.B. in Solingen von Gebr. Richartz (mit der eigenen Marke WAL, und als Auftragsfertigung z.B. für J.A. Henckels ZWILLING und Ed. Wüsthof DREIZACK).
Zu den Leegebruch Kopien hattenb wir auch hier bereits als spätere Abnehmer PUMA und ZWILLING erwähnt.

Grüße
cut

cut
 
Heute sind meine Messer aus Leegebruch eingetroffen.
Eigentlich keine Besonderheiten. Nur 2 Dinge sind anders als erwartet.
Das eine Sesta-Messer ist das erste mit einem Logo.
Und zwar eine ovaler Rand mit dem Schriftzug Sesta drin, wobei das S in der Mitte größer und sehr schön geschwungen ist. Die bräunlichen Schalen lassen wie bei anderen Messern auf die Fünfziger schliessen.
Und das Dittert & Co Messer ist von der Machart wie die Messer, die von Sesta und Neustädter Messerfabrik hergestellten Messer.Siehe Foto.
Wenn jemand einen Tip hat, wie man mit einem Scanner die Messer gut zeigen kann, soll er Ihn mir mal verraten. Meine Fotos sind nämlich immer mies.
http://img209.imageshack.us/my.php?image=neuemesserph0.jpg
 
Hier mal ein Taschenmesser von VEB SESTA, zwei Klingen, die große feststellbar, Korkenzieher, Beschalung Kunststoff
 

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Die Messerschmiede Leegebruch hat auch die sog. Toledotaschenmesser hergestellt.
 

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Am Wochenende habe ich wieder 2 Messer erstanden.
Ein GML mit mehreren Funktionen:


Und Eines mit der Gravur MW, wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, ob das wirklich Messerfabrik Weimar heissen soll. Weiss Jemand mehr ?
 
Zuletzt bearbeitet:
ein fur mich interessantes thema.

da zb die ak47/74 bajonette auch dazu gehoren und in grosserer anzahl gefertigt wurden.

gibt es keine infos mehr zu den in der ddr zeit arbeitenden messermacher? was stellten die her? sicher war die materialbeschaffung schwierig und gab es sogar probleme mit den behorden?

btr der ddr armee, wurde dort standartmassig ein klappmesser ausgegeben? wenn ja sind die noch erhaltlich?

ein guter teil meiner verwandtschaft lebte in der ddr.

gruss

+B
 
@ swissbianco

Messermacher in der DDR? Gab es meines Wissens nicht so, wie wir heute Messermacher kennen oder sind (von den Messer/Schneidwaren herstellenden Firmen abgesehen). Allerdings weiß ich aus meiner Umgebung, daß viele Kollegen sich Messer für ihr privates Umfeld selbst herstellten. Diese waren in aller Regel als Werkzeuge im eigenen Haushalt oder Garten oder für das Hobby gedacht, wenn das, was man brauchte, so nicht im Handel erhältlich war oder eben selbst für das jeweilige Bedürfnis besser angepaßt werden konnte. Einen Versandhandel für Messermacher gab es nicht (es gab ja auch noch kein Internet), so daß Materialien aus dem eigenen Umfeld zum Einsatz kamen. Auch damals wurden Autofedern oder alte Werkzeuge umgeschmiedet oder umgeschliffen. Flachschleifen. sandstrahlen, brünieren, eloxieren, gravieren usw. ließ man entweder in kleinen privaten Werkstätten, in PGHs (Produktionsgenossenschaften des Handwerks) oder auch von Bekannten in den Betrieben, wenn man es nicht selbst machen konnte. Auch notwendige Wärmebehandlungen erfolgten auf diesen Wegen. Da jeder Schlosser während seiner Ausbildung die notwendigen Fertigkeiten erwarb und mindestens im Besitz eines "Tabellenbuches Metall" war (einem heute noch zu empfehlenden Standardwerk), war also das notwendige Grundlagenwissen ausreichend vorhanden.

Behördenprobleme? Sind mir in diesem Zusammenhang nicht bekannt, außer dann, wenn ein Messer im kriminellen Zusammenhang verwendet wurde. Zwar war das DDR-Waffengesetz restriktiver als das der BRD, im Zusammenhang mit Messern aber nicht. Messer gehörten zum täglichen Leben ("Ein richtiger Junge/Mann hat ein Taschenmesser").

Standardmäßige Klappmesser in der Armee? Nein, gab es nicht. Zwar hatte wohl jeder das eine oder andere Messer bei sich, aber es gehörte nicht zur offiziellen Ausrüstung und wurde somit privat beschafft. Solange es nicht offen getragen wurde, gab es damit auch keine Probleme. Es war eher so, daß der, der kein eigenes Messer hatte, belächelt wurde.
Aber da es keine Standardklappmesser gab, sind sie heute also auch nicht mehr beschaffbar.
 
Stimmt Messer wurden bei der Asche an uns nicht ausgegeben.
Aber ein Taschenmesser (meines war ein Sesta) hatte eigentlich Jeder einstecken.
Zum Thema Bajonette, es gab außerdem noch verschiedene Messer.
Das KM 66, das KM 87, ein Kappmesser der Fallschirmjäger, einen "Kampfdolch" V 500.
Und verschiedene Tauchermesser, das Pirat und das Poseidon.
Das ist das, was ich jetzt aus dem Kopf zusammen bekomme.
 
danke euch fur die angaben.

erstaunlich das das thema messer so liberal gehandhabt wurde.

bei der grossen anzahl gefertigten ddr klappmesser sollten doch einige noch heute auf flohmarkten etc angeboten werden.

ich war seinerzeit bei adler ausserhalb von berlin zu besuch, leider waren sie schon nicht mehr auf einem grunen zweig.

+B
 
Ostdeutsche Messerhersteller

... noch unvollständige Übersicht über Orte aus Thüringen, in denen Messerfirmen ansässig waren.


OstdeutscheMesserhersteller.jpg


Grüße
cut
 
Und hier noch ein kleiner Artikel über die Taschenmesser-Serie der Messerschmiede Leegebruch, die den "Schweizern" nachempfunden war. Aus der Zeitschrift "practic" 1985
 

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