Wetzstähle - wie das geht und was passiert

Besserbissen

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Weil die Frage immer mal wieder aufkommt:

Welchen Wetzstahl setzt man wann und wie richtig ein?

Edit: Inspiriert von @knifeaddict habe ich erstmals eine (für mich) neue Art, den Wetstahl zu benutzen, ausprobiert. Siehe da: das geht total super!!!

Hier also die „Knifeaddict-Wetzstahl-Methode“:


Edit 2: Hier ein Bild der Schneide nach dem Video:
1A5A0170.jpeg
 
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Hier die Bilder, die recht interessante Erkenntnisse liefern. Das Messer ist dieses:
Core Professional Chefmesser Klein (https://www.boker.de/core-professional-chefmesser-klein-130820?c=0#a26f72644e993d16cc6067e3415db3c3)

Die Vorbereitung:

1. Schneidfase mit 15 Grad je Seite mit Tormek T-2 auf 360er Diascheibe, mit Korken grob entgratet:
1A5A0150.jpeg


2. Tormek T-2 mit 600er Dia und 2x durch Korken:
1A5A0151.jpeg


Erste Runde:

Dick Polish (10 x je Seite):
1A5A0152.jpeg


Dick Micro (10x je Seite):
1A5A0153.jpeg

Wenn man genau hinsieht, erkennt man direkt über der beleuchteten Kante noch eine dunkle Mini-Fase die durch den Dick Micro entstanden ist.

Dick Saphir (10x je Seite):
1A5A0154.jpeg

Eindeutig abrasiv. Schärfe des Messer hat nachgelassen.

Nochmal Dick Micro (20x je Seite)
1A5A0155.jpeg

Messer wirkt wieder schärfer, allerdings eher durch "Wellenschliff-Effekt" der ausgefransten Schneidkante.

Über Natur-Leder (2x je Seite):
1A5A0156.jpeg

Nochmal höhere Schärfe, Schneidkante hat aber schon sehr gelitten.

Nächste Runde mit Dick Saphir und Duo folgt...
 
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Moin Torsten,

erstmal meinen herzlichen Dank für deinen betriebenen Aufwand, mit dem du das Forum fortlaufend bereicherst.

Deine Ergebnisse decken sich aus meiner Sicht mit dem Artikel von ScienceOfSharp (What does steeling do?), den ich vor ein paar Monaten zu deinem Topic "Versuch einer Begriffs-Definition: Grat" rausgekramt hatte.

Damals hatte ich die These aufgestellt, dass beim Wetzen je nach Oberflächenbeschaffenheit/-struktur (Züge) und Härte des Wetzstahls überwiegend durch Abrasion eine Microfase auf der vorhandenen Fase entsteht. Der Wetzstahl – so er denn überhaupt Züge hat und kein Polierstahl ist – also eher als eine Art feine Rundfeile funktioniert.

Könntest du dich nach deinen Testreihen zu einer ähnlichen Aussage hinreißen lassen? :)
 
Ja, kann ich bestätigen. Selbst der Dick Micro hat noch eine leichte "Feil-Wirkung.

Hier noch ein paar Bilder:

Ausgangspunkt wieder Tormek 600er:
1A5A0157.jpeg


Dick Multiron (10 x je Seite). Hier habe ich mit etwas erhöhtem Druck gewetzt. Dick empfiehlt das, um den Materialabtrag zu erhöhen:
1A5A0158.jpeg


Danach nochmal Multiron, allerdings ohne Druck:
1A5A0159.jpeg


Wieder Tormek 600 für den Neustart:
1A5A0161.jpeg


Danach Korken:
1A5A0162.jpeg


Weiter geht´s mit Dick Titan:
1A5A0163.jpeg


2x durch Korken:
1A5A0164.jpeg


Dick Duo / Diamant Seite:
1A5A0165.jpeg


2x durch Korken:
1A5A0166.jpeg


Anschließend Dick Duo mit der Keramik-Seite:
1A5A0167.jpeg


Wieder 2 x durch Korken:
1A5A0168.jpeg


Zum Schluss interessehalber 10 x je Seite Dick Micro:
1A5A0169.jpeg


Messer rasiert locker.
 
Moin

Erstmal DANKE an @Besserbissen für die tollen Videos !

Hier noch eine kleine Anmerkung :

Das ist meine Methode gerade den Anfängern das Thema Wetzstahl / Keramikstab näherzubringen.
Ob auf der Tischkante ablegen , in die Nut vom Brett ist auf jedenfalls eine gute Methode die Abläufe zu üben .

Und jetzt an die Ängstigen , die sich nicht an einen Stein trauen .
Ersetze den Stahl durch einen Bankstein und ein paar Tropfen Wasser drauf .
Die Auflagefäche wird sofort ungleich größer und damit einfacher zu führen ...und die Anwendung bleibt trotzdem gleich.

Ein guter Start um das Schleifen zu erlernen .....mehr ist es nicht

Nur so'n Gedanke

Gruss

Micha
 
Ich finde das auch sehr interessant und wunderbar dokumentiert!
Mir drängen sich zwei Fragen auf:
- Müssen Perfektionisten jetzt auch an den Wetzstab einen Winkelmesser anlegen, um "Nanofasen" zu vermeiden?
- Sind Unterschiede zu erwarten, wenn man verschiedene Wetzstäbe mit vergleichbarer Oberfläche verwendet?
 
Moin @JensG.

1. Ich als Vollnerd hab das mal mit dem Nowi getestet . Der Armauslage ist da weit genug . Also Winkel beim Nowi eingestellt und aufgelegt gewetzt .
Konnte da kein signifikant besseres Ergebnis feststellen . Das ruhige Händchen beim abziehen langt.
Hauptsache nicht zu steil . Ein " Fingerbreit " ist ein passendes Maß und sind bummlig 20 Grad..

Hier funktionier die Eddingmethode übrigens auch

2.Unterschiede von Stählen ist ein wirklich spannendes Thema . Selbst Dick hat innerhalb der unterschiedlichen Serien verschiedene Bezeichnungen.
Micro ist lange nicht gleich Micro . oder Superfein oder Polierzug.
Eicker , Gießer , Victorinox sind da ähnlich unterschiedlich.
Da gibt es wohl kein Standardmaß / Verfahren . Die zwei " glattesten " die ich kenne sind der Dickeren Micro und Polieron.
Wer es etwas gröber haben möchte findet auch bei anderen Herstellern gute Stähle.

Die feineren die ich empfehle liegen dann beim Dick Saphirzug + - ein wenig gröber /feiner
Und auch die Ergebnisse sind etwas unterschiedlich
 
Perfektionisten wollen eine super nagelgängige Klinge mit einem möglichst perfekten Schliff - hier hat ein Wetzstab gar nix verloren.

Auch ein nagelgängiges Herder K mit 60 HRC verliert mit dem Wetzstab gegenüber einem Shapton K5+.

An einem fetten Solinger ziehe ich persönlich den gröberen Dick Saphir vor, erstens dünnt er stetig minimal aus und die rauhere Schärfe passt für mich bestens zu dem Einsatz der überstabilen Klinge.

Die vergleichbaren Stähle, z.B als Feinzug bezeichnet, unterscheiden sich schon nochmal. Je nach Messer, Schneidtechnik, Schnittgut und-menge kann das auch ein Vorteil sein, unterhalb des Dick Saphir wird bei Anspruch meistens nichts mehr empfohlen.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke euch beiden! Bei den Wetzstählen könnte außer der Oberfläche ja auch die Härte einen Einfluss auf das Ergebnis haben. Aber tut es das in einem relevanten Ausmaß?

Länge und Form sind klar, die haben auch Einfluss, allerdings wohl eher in der Anwendung.
 
Klar, der Wetzstahl muss härter sein als Klinge.

Wenn die eigentliche Frage lautet, ob ein Solinger mit 56 HRC auf einen 67 HRC Wetzstahl anders reagiert als auf einen mit 62 HRC bei identischer Oberfläche, dann kann ich hierzu nix Belastbares sagen, vermute aber eher nein.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke euch beiden! Bei den Wetzstählen könnte außer der Oberfläche ja auch die Härte einen Einfluss auf das Ergebnis haben. Aber tut es das in einem relevanten Ausmaß?

Länge und Form sind klar, die haben auch Einfluss, allerdings wohl eher in der Anwendung.
Wir machen ja nicht unbedingt 100% belastbare Versuchsreihen.
Dick hat mal auf eine Mail eines hier ehemaligen Foromiten geantwortet . Und für die Dickerons wurde HRC70 angegeben.
Im laufe der Zeit werden die Züge ja auch belastet und können dadurch das Ergebnis positiv / negativ beeinflussen . Die groben werden nach und nach glatter..
mein Kumpel hat einen Uralten Ehrenstahl / Saphierzug...der ist ziemlich glatt mittlerweile.
Also eher die Oberfläche ...als die Härte

Beim Stahl von den Messern...tja.
Insgesamt hab ich für mich festgestellt das ein sauberer Anschliff von ca. 2k / 3k an den Flanken der Schneide das Ergebnis beim Wetzen positiv beeinflusst.
Geht schneller , und geht auch ein längerer Zeitraum.
Mein großes Güde hat vor über zwei Jahren einen Stein gesehen...
Ist der Messerstahl zu spröde und das ist bei den Harten oft so...und dann noch eine schmale filigrane Fase , dann ist die geringe Auflagefläche und die eventuell nicht ganz saubere Oberfläche vom Wetzstahl eine gefährliche Kombination.

In anderen Videos sieht man das wilde gefuchtelt ...das ist dann weder genau noch kontrolliert
Dadurch bekomme ich immer genug zu tun ....Ausbrüche rausschleifen.

Hier also eher das Gefüge vom Stahl +Anschliff + Umgang beeinflusst das Ergebnis...nicht nur die Härte ( nur zum kleinen Teil )

Gruss
Micha
 
Vielen Dank für eure geteilten Erfahrungen!
Beim Lesen in solchen Foren neigt man ja schnell dazu, sich Bedürfnisse einzureden. Ich werde meinen billigen Wetzstahl, den ich damals mit den Messern bei Burgvogel kaufte, jetzt wieder entspannter nutzen :sneaky:
 
Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Die Infos und Bilder bestätigen exakt meine Erfahrung: Der Dick Micro - richtig benutzt ist verdammt schlecht für meine Schleifskills. ;-)
1000/3000 oder Shapton Pro 2k und dann regelmäßig sanft und mit richtigem Winkel Dick Micro halten Solinger Stahl gefühlt ewig scharf. (Eigentlich bräuchte ich dringend mal was höher gehärtetes, was öfter auf den Stein darf.. Und natürlich feineres Schleifzeug.. :D)
 
Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Die Infos und Bilder bestätigen exakt meine Erfahrung: Der Dick Micro - richtig benutzt ist verdammt schlecht für meine Schleifskills. ;-)
1000/3000 oder Shapton Pro 2k und dann regelmäßig sanft und mit richtigem Winkel Dick Micro halten Solinger Stahl gefühlt ewig scharf. (Eigentlich bräuchte ich dringend mal was höher gehärtetes, was öfter auf den Stein darf.. Und natürlich feineres Schleifzeug.. :D)
Auweia...eins kann ich dir versprechen....der Pfad den du einschlagen möchtest ist auf der teuren Seite...
Willkommen in der Matrix....
 
Servus,

Insgesamt hab ich für mich festgestellt das ein sauberer Anschliff von ca. 2k / 3k an den Flanken der Schneide das Ergebnis beim Wetzen positiv beeinflusst.

das ist auch so. Ich habe an einem guten halben Dutzend Messer mit Auslieferungsschärfe "an"gewetzt ( Schliff meist maschinell bzw. freihand ohne Führung und zu grob ) und dann mit Mikroskop kontrolliert, alle Schneiden waren danach ziemlich aufgerissen, zwar bissig, aber instabil und bald hinüber. Heute schärfe ich bis 5k sauber geführt, das reicht für meine Zwecke um die Schneide zu "schliessen" Wenn der Klingenstahl und Härte noch dazu gut geeignet sind und ein ordentlicher Dünnschliff über der Schneide vorhanden ist, dann lässt sich das unglaublich lange durch wetzen ( Dick Microfeinzug ) scharf halten. Wenn alle Kriterien, die ich an ein Messer stelle, stimmig sind, dann gleitet die Schneide nahezu lautlos, ohne Kratzgefühl/Geräusch über den Wetzstahl.

Der 5k-Schliff geführt und ungewetzt, bietet natürlich die bessere Standzeit, dennoch wetze ich direkt nach dem Schärfen um die Schneidenspitze wieder etwas zu öffnen, wohl wissend das ich dadurch die Haltbarkeit der Schneidenspitze gleich wieder um ein paar Prozentpunkte dezimiere, aber so habe ich es für mich als gut befunden. Die Flanken der Schneidfase sind glatt, geschlossen und ohne tiefe Riefen bis zur Spitze, die Spitze, also das womit wir schneiden, hingegen ist eine Makrosäge und wird mit anhaltendem wetzen zur Mikrosäge und zerklüftet sich im laufe der Zeit immer weiter.

Sterile Nerdschärfe bis 30k, mag perfekt sein, pragmatisch ist ( für mich ) meine Methode. Ich glaube, je weiter man mit ausprobieren unterschiedlichster Varianten gekommen ist, desto häufiger sinkt der Bedarf an technisch perfekten Ergebnissen. Zumindest mir ist es so ergangen. ;)

@Besserbissen

Deine Beiträge sind wirklich super und mit beträchtlichem Aufwand gemacht, auch was das Equipment betrifft, vielen Dank von meiner Seite. Es wäre super mal eine Schneide zu zeigen, die bis 5k geführt geschärft wurde und danach mit 10 Zügen pro Seite mir einem Dick Mikrofeinzug bearbeitet wird. Dann dokumentieren wie die Schneide nach 10-15 x auffrischen mit dem Stahl aussieht und ab wann die Schneide beginnt massiv abzubauen. Mit deinem Zeug sieht man das im Mikrobereich besonders schön. Du bist sehr sorgfältig in deinen Bewegungsabläufen, wenn man die ruhigen Handlungen übernimmt, kann man ganz gut abschätzen, wie das bei eigener Anwendung ausschauen wird. Natürlich ist nicht alles auf andere übertragbar, aber zumindest richtungsweisend.

Gruß,güNef
 
Auweia...eins kann ich dir versprechen....der Pfad den du einschlagen möchtest ist auf der teuren Seite...
Willkommen in der Matrix....
Der billige Teil der Veranstaltung ist bereits verlassen, fürchte ich. Eine Messerleiste reicht mittlerweile nicht mehr, und alles alte Zeug ist schon in den Schubladen verschwunden. (so wird wenigstens das mal stumpf. 🙈)
 
Ja, kann ich bestätigen. Selbst der Dick Micro hat noch eine leichte "Feil-Wirkung.
Selbst der Dick-Polish hat noch eine ganz leichte abbrasive Wirkung, wie man bei Science-Of-Sharp sieht.

Was mich neugierig gemacht hat ist, dass bei der Behandlung Dick-Mickro -> Leder die Schneide Stahlspäne verliert.
Werde das mal bei Gelegenheit ausprobieren.

Im Moment ziehe ich ganz gerne nach dem Dick-Micro noch mit dem Polish-Steel ab, da danach die Schneide etwas weniger bissig schneidet aber immer noch gut durch Tomaten schneidet.

Ansonsten Hut ab für die Fotos und die Mühen.
 
Selbst der Dick-Polish hat noch eine ganz leichte abbrasive Wirkung, wie man bei Science-Of-Sharp sieht.
Wobei ich denke, dass das Thema "Adhäsiver Abtrag" dann schon sehr speziell ist. Zumal die Aufnahmen so vergrößert sind, dass man vermutlich nur schwer unterscheiden kann, ob Material abgetragen, umgeformt oder was auch immer wurde.
 
Servus,

Zumal die Aufnahmen so vergrößert sind, dass man vermutlich nur schwer unterscheiden kann, ob Material abgetragen, umgeformt oder was auch immer wurde.

beides wird immer stattfinden. In welchem Ausmaß hängt vom Wetzstahl, Technik, ausgeübter Druck und dem Zustand der Schneide vor dem wetzen ab. Wir kennen ja die Bilder aus dem Elektronenmikroskop, die „Berge“ werden immer „weggerissen oder eingedrückt/umgeformt je nach Stahl und WB „ und so die „Landschaft“ des „Schneidenstumpfes“ ( der er ja eigentlich ist ) auch immer umgeformt und durch Abrieb/Abtrag/Umformung verändert. Zu Glauben eine glatte und unversehrte Schneide legt sich gleichmäßig um und der Stahl richtet sie „gleichmäßig“ wieder auf, als seine Kernaufgabe ist durch wissenschaftliche Annäherung an das Thema ohnehin widerlegt. Nach meiner Meinung geht es nur darum die gezielte Reduktion massiver Schäden die durch (auch unsachgemäßes) wetzen entstehen, durch eine davor adäquate Aufbereitung der Schneide zu minimieren bzw. zu verlangsamen.

Klingt in der Theorie viel dramatischer als es in der Praxis funktioniert. 😉

Gruß, güNef
 
Wobei, wie gesagt, die Tatsache, dass ein Wetzstahl mit gröberen Zügen bei gleicher Anwendung eine abgestumpfte Schneide besser wieder "funktionsscharf" bekommt als ein Wetzstahl mit feineren Zügen, spricht aus meiner Sicht eindeutig für eine überwiegend abrasive als eine umformende Wirkung – bei einem ordinären Wetzstahl (z.B. Dickoron) – die mit der Feinheit der Züge abnimmt. Bis hin zum Dick polish, der mit Umformung und wenn überhaupt marginalem Abtrag bei abgestumpften Schneiden kaum noch Wirkung zeigt.
 
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