Original geschrieben von TimM.
Das heisst aber nicht, dass ich nicht baldmöglichst in die Staaten ziehe (natürlich nicht wegen dieses Themas).
Mit deiner engstirnigen Meinung kommst du mir so vor als hättest du schon 30 Jahre dort gelebt.
Du scheinst mit stellenweise gar keine Vorstellung zu haben von was du hier überhaupt sprichst. Das töten eines Menschen als "Bestrafung" sollte in einer zivilisierten Gesellschaft überhaupt nicht mehr zur Debatte stehen!
"Mörder sind keine Menschen" ist übrigens einer der dümmsten Kommentare in dieser Diskussion. Was ist mit Leuten die nachweislich Aufgrund Hirnkrankheiten gemordet haben? Bei den meisten Serienmördern wurden solche Diagnosen nachträglich festgestellt. Die Menschen waren krank. Es hört sich vielleicht komisch an, aber sie konnten teilweise nichts für ihre Taten. Wenn dies nicht der Fall war, sollte man sie therapieren und ggf. ihr Leben lang wegsperren. Meiner Meinung nach ist das die "schlimmere" Strafe. Was änderst du daran, wenn du diese Menschen töten lässt? Gar nichts.
Für mich steht Opferschutz immer noch vor Täterschutz. Und ich bin auch der Meinung, dass gerade in Deutschland viele Gesetzte zu lasch sind. Aber die Todesstrafe ist keine Lösung.
Ausserdem sollte man JEDEM die Chance geben seine Taten zu bereuen. Und ich bin mir sicher, dass es viele Mörder gibt, die ihr Tat bitter bereut haben. In Deutschland sitzt man nach einem Mord vielleicht 15 Jahre hinter Gittern. In dieser Zeit kan sich vieles ändern. Wie schaut es dann in den USA aus? Wenn jemand mit 20 in den Knast kommt, und dort wirklich bleibt bis er mit 80 abtritt?
Was ist mit dem Vater, der seine ermordete Tocher rächt, in dem er den Mörder selbst umlegt? Hinrichten? JEDER könnte in eine Situation kommen, in der er einem anderen Menschen das Leben nehmen könnte. Aber das wird nie eine Lösung sein! Die Todesstrafe wird nie eine Lösung sein!
Noch ein paar Fakten:
In Florida kostet jede Hinrichtung ca. 3,18 Mio. $ (Mehraufwand an Experten-Gutachten, Ermittlern, längere Verfahren, Unterbringung der Jury, zwei getrennte Verhandlungen, Berufungsverfahren, Isolierung der Verurteilten in Hochsicherheits-Todestrakten, zusätzliches Wachpersonal, keine Möglichkeit zu arbeiten), während die Kosten für eine lebenlängliche Haft (40 Jahre) ca. 516 000 $ betragen. Die Häftlinge in den "death rows" von Louisiana halten sich 23 Stunden am Tag in einer 1,80 mal 2,50 m. großen Zelle auf. Es darf nur ein persönliches Telephonat von 5 Minuten pro Monat durchgeführt werden. Beheizung und Belüftung sind häufig unzureichend.
Wenn ein Todeskandidat seinen letzten Gang von seiner Zelle zum Hinrichtungsraum beginnt, pflegen die Wärter zu rufen: "dead man walking - toter Mann kommt". Am 16.10.1985 dauerte die Hinrichtung von William Vandiver auf dem elektrischen Stuhl durch den Bundesstaat Indiana 17 Minuten und man benötigte 5 Stromstöße von 2000 Volt. Nach allgemeiner Meinung verliert eine Person, durch die ein Stromstoß von 2000 Volt fließt, sofort das Bewusstsein. Dr.H.Hillmann, Leiter eines medizinischen Institutes in England, ist da anderer Meinung. Er befasste sich 7 Jahre lang mit den Autopsien von Hingerichteten in den USA und kam zu dem Schluss, dass die Hinrichtungen äußerst schmerzhaft seien und die Delinquenten einige Zeit bei Bewusstsein seien, da die gesamte Kraft des Stromstoßes nicht das Gehirn trifft, sondern teilweise zu der Beinelektrode abgeleitet wird. Doch auch bei der Todesspritze, die mehrere verschieden Gifte zur Atemlähmung, Betäubung und Herzstillstand enthält, gab es häufig Pannen. Manchmal war der Infusionsschlauch undicht und Techniker und Henker werden mit dem giftigen Inhalt bespritzt. Der Katheter musste dann neu eingesetzt werden und es dauerte im Schnitt 24 Minuten, bis das Opfer starb. 1989 führte eine fehlerhafte Mischung tödlicher Drogen dazu, dass der Delinquent stundenlang mit seinem Tod kämpfte. Die Giftspritze wird heute als bevorzugte Hinrichtungsmethode praktiziert, weil es dabei auf den ersten Blick so gut wie keine äußerlich erkennbare, körperliche Schmerzen gibt. Aber trotzdem, auch wenn es nicht zu Komplikationen kommt, es bleibt eine bestimmte Dimension des besonderen Leidens bestehen, dass nämlich einem Menschen bewusst wird und dies oft jahrelang, dass er gegen seinen Willen sterben wird. Der Schrecken des erzwungenen Todes wird nicht durch die verschiedenen Hinrichtungsmethoden in seiner Unentrinnbarkeit gemildert.
Die Abschaffung der Todesstrafe sollte damit begründet werden, dass das Töten durch die Regierung viel zu teuer ist, und zwar finanziell und moralisch. Die Todesstrafe kostet zuviel und sie ist die einzige Form von Strafe, die die Straftat quasi imitiert. Wenn dem demokratischen Staat erlaubt wird, Straftäter zu töten, werden damit auch maßgebliche Werte einer Verfassung vehement in Frage gestellt:
die unantastbare Würde des Menschen!
Trotz der Wiedereinführung der Todesstrafe stieg in den USA die Mordquote zwischen 1988 und 1992 um 14 % an, für farbige junge Männer in Großstadtvierteln ist Ermordung die zweithäufigste Todesursache. Die Todesstrafe ist tatsächlich nichts anderes als eine Verschwendung von Mitteln, die für Programme zur Verbrechensbekämpfung und Gewaltprävention zur Verfügung stehen sollten. In New York City z.B. sank 1992 die Mordquote um 12 % durch den verstärkten Mehreinsatz von Polizeikräften.
Zum Nachdenken:
"Die gerechteste Strafe ist die, welche die umfassendste Fürsorge für den Täter und die Gesellschaft bringt." Karl Barth
"Eine Gesellschaft sollte nicht danach beurteilt werden, wie sie mit ihren besten Mitgliedern umgeht, sondern wie sie ihre schlechtesten Mitglieder behandelt." Lew Tolstoi
"Unsere Aufgabe besteht darin Leben zu bewahren, auch das Leben von Menschen, die das Leben anderer nicht geschützt haben und zum Verbrecher geworden sind. Die Todesstrafe schreckt nicht ab." J.Kusch, Gefängnispfarrer