Ja was nu, man hat nur zwei Möglichkeiten. Entweder man urteilt und mischt sich ein, oder man lässts.
Ja, schon war.
Berlin 23.5.2003:
Der dt. Bundestag hat heute in einer historischen Sitzung beschlossen: "Freiheit, Sicherheit und Wohlstand für alle auf der Welt".
Die Abstimmung unter dem Motto "Friede, Freude, Eierkuchen" wurde von den meisten Beobachtern als eine Sternstunde der parlamentarischen Demokratie bewertet. Der Antrag kam ohne Gegenstimme durch, die Zustimmung des Bundesrates ist nicht nötig (da es sich ja nicht um eine Ländersache sondern um eine globale Angelegenheit handelt).
Beschlossen wurde die Sitzung mit dem gemeinsamen Gesang eines Liedes der Ärzte:
"Hip, Hip, Hurra, alles wird super, alles wird wunderbar. Hip, Hip, Hurra alles wird besser als es gestern war. ..." [räuters]
Was ich damit sagen möchte?
BESCHLUSS DES PARLAMENTS: Vereinigte Staaten sollen auf die Todesstrafe verzichten ist bei mir nur für einen Lacher gut. Die Wirkung ist dieselbe wie bei der oben geschilderten Sitzung.
Man kann sich auch nicht einmischen, aus der Verantwortung ist man dann auch nicht.
Ebenso richtig. Nur kann man zum einen nicht an jede Gesellschaft dieser Welt dieselben Maßstäbe anlegen und zum anderen wenn man Maßstäbe anlegt, dann kann man nicht an andere strengere anlegen als an sich selbst (USA, Irak, Massenvernichtungswaffen; um Menschenrechte geht es da doch keine alten Sau, oder beherrschen die Themen Kurden, Schiiten, Folter und Vertreibung die Debatte?)
Wie mache ich denn jemandem klar, daß es zwar für mich voll i.O. ist bestimmte Waffen zu besitzen, aber für ihn nicht?
Da darf dann auch leise Kritik an der Todesstrafe erlaubt sein.
Logisch, aber bitte nicht als sinnlose Werbekampagne im Parlament (der Außenminister und die Diplomaten können von mir aus zig mal darauf hinweisen, dafür braucht es keinen Bundestag).
Mann kanns generell auch lassen. Dann lassen wir aber auch bitte die Chinesen ihre Studenten hinrichten, die Palästinenser die Israelis und umgekehrt und machen um Südamerika und Afrika eine Mauer. Ist doch wurscht.
In gewisser Hinsicht ist es für die Bundesrepublik tatsächlich wurst, die Interessen der
Großmächte sind nämlich in manchen Regionen so stark, da kann es ein dt. Engagement nicht mal zu
Tropfen-auf-dem-heissen-Stein Status bringen. Bevor man also sinnlose Reden schwingt ("Eye, Du des find´ ich total Blös was die da machen, ich bin total betroffen") sollte man sich lieber auf die Punkte beschränken bei denen man auch was ausrichten kann. Afganistan ist ganz klar so ein Fall, z.T. auch der Kosovo und Israel/Palestina.
Das Dumme ist nur, und da sind wir wieder beisammen, dass es halt manchmal/oft/immer nicht um Terror, Menschenrechte und Hunger geht, sondern um Machterhalt und Wirtschaft.
Das "manchmal" kann man ganz bestimmt aus diesem Satz streichen. Wenn es mal um Menschenrechte geht, dann nur in irgendeinem Kleinstaat nachdem Bilder von abgehackten Gliedmaßen, zusammengeworfenen Leichen und am besten noch von öffentlicher Totesfolter um die Welt gegangen sind. Und selbst dann wird erst mal langwierig diskutiert, damit am Ende ja nicht Soldaten der
falschen Nation zu Nahe an irgendeiner Diamantmine, einem Ölfeld oder einem Berilliumvorkommen kommen. Da wird solange gefeilsch bis es für 10 oder 100-Tausende zu spät ist, ist ja offensichtlich Schei?egal, hauptsache dir wirtschaftlichen Interessen bleiben gewahrt. Für diese Opfer interessiert sich kaum einer, aber wehe es sterben knapp 3000 US-Amerikaner, dann, ja dann ...