@sgian achlais:

zu Deiner Replik auf TimM. Ja, Bush (und Co.) *ist* böse und gefährlich. Zum Thema US-Wahl bin ich etwas vorsichtiger - nur soviel: was formalrechtlich in Ordnung ist ist noch lange nicht demokratisch oder "richtig". Die abgebrochene Auszählung hinterlässt in jedem Fall einen schalen Nachgeschmack.
@Cato: Du hast recht, es fängt an, sich zu wiederholen. Und das traurige Bischen, was Powell mit viel Trara und "Wir wissen, dass..."-Blabla dem UN-Sicherheitsrat als "Beweise" vorzulegen gewagt hat wird daran nichts ändern.
Zum Thema "Realpolitik" kann ich mir aber von den vielen Kommentaren zum Thema "Das alte Europa antwortet Herrn Rumsfeld" aus dem ausnahmsweise mal lesenswerten FAZ-Feuilleton vom 24.1.03 einen nicht verkneifen:
"Der Streit geht um den Sinn von 'Realität': Rumsfeld meint, die USA betrieben Realpolitik; die Problematischen in Europa denken eher, dass in Washington der Realinfantilismus an der Macht ist."
(Peter Sloterdijk)
Meine Unterstellung, dass die US-Regierung, nicht Europa den Bezug zur Realität verloren hat, soll an Deiner Grundposition, dass auf real vorhandene Bedrohungen pragmatisch und konsequent reagiert werden muss statt sich in dogmatischem Gefasel und bequemer Realitätsflucht zu verlieren, überhaupt nicht rütteln.
Genau aus dieser Sicht heraus halte ich aber einen Krieg für die falsche Handlungsoption.
@El Dirko: genau. Einer der vielen Gründe gegen die von USA und Vassallen favorisierte Vorgehensweise ist die völlige Konzeptlosigkeit, und es macht mich wirklich kirre, dass sich dieser "Zusammenbomben und liegenlassen"-Schwachsinn wiederholt, ohne dass diese Idioten jemals irgendwas draus lernen.
Original geschrieben von TimM.
Wenn man mit ihm anti-tyrannische Postitionen nicht verteidigt, dann schon (...)
Bis dahin kann ich Dir folgen - "Pazifismus" heißt ja nicht "meinungslos, feige und untätig alles mit sich geschehen lassen." Und Radikalpazifisten, die sich unter Einsatz ihres Lebens ihren Unterdrückern völlig verweigern stärken diese auch nicht.
[ot] zu unserem kleinen semantischen Disput: ich habe weder im Collins-Pons Großwörterbuch ('91) noch im großen Muret-Sanders ('01) noch im Shorter Oxford English Dictionary ('93) noch in div. englischer Fachliteratur einen Hinweis auf eine solche Verwendung des Faschismus-Begriffs im Englischen gefunden. Das SOED sagt zum Thema Alltagsgebrauch lediglich: "loosely: any person with right-winged authoritarian political views".
In einem alten Webster's ('79) findet sich allerdings folgendes: "(...) 2. [sometimes F-] a system of government characterized by rigid one-party dictatorship, forcible suppression of opposition, private economic enterprise under centralized governmental control [sic!] (...) etc."
Ich wußte doch dass die Amis der englischen Sprache nicht mächtig sind
Im Ernst: es scheint sich um ein amerikanisches Spezifikum zu handeln, begriffsgeschichtlich vermutlich aus der antikommunistischen Propaganda zu erklären.
Davon absetzen muss man den verwässerten (genaugenommen völlig falschen) "Faschismus-" Vorwurf einer völlig planlosen (flapsiger Ausdruck, aber so treffend anschaulich

) Linken, die das böse F-Wort, auch wieder in diffamierendem Sinne, allen an den Kopf geworfen hat, die sich ihrem Meinungsdruck nicht beugen wollten. Ist natürlich Schwachsinn, alle Konservativen, Bürgerlichen, "Spießer" etc als Faschisten zu beschimpfen, und selbst da wo der Begriff als politische Kategorie verwendet wird ist i.d.R Nationalismus, Chauvinismus, Autoritarismus oder Totalitarismus gemeint.
Ich reagiere deshalb nach *allen* Seiten etwas gereizt, wenn eindeutig belegtes Vokabular zu leichtsinnig verwendet oder gar zum Zweck der Feindmarkierung inflationär pervertiert wird.
Wie dem auch sei: den Zusammenhang, den Orwell konstruiert, sehe ich nach wie vor nicht als richtig an. [/ot]