EDC und ein kleines Fazit
Mit ordentlich Verspätung nun das versprochene Fazit.
Da mir bewusst war, dass es im Alltag schwierig werden würde objektive Unterschiede bei den Messern festzustellen, bin ich bei den Tests eher wissenschaftlich vorgegangen. Im Anschluss habe ich jedes Messer mindestens einen Tag als EDC geführt und auch im Haushalt eingesetzt. Selbstverständlich haben hier alle Messer überzeugt. Auch abends in der heimischen Küche haben sie, aufgrund der Geometrie und des durchgehenden Flachschliffs eine gute Figur gemacht. Bei Haptik, Schneidfreude und Brauchbarkeit waren keine Unterschiede spürbar.
Für den täglichen EDC-Gebrauch nutze ich üblicherweise Fixed mit Klingenlängen deutlich unter 10 Zentimetern, bzw. mit einer Gesamtlänge unter 18 cm. Hier waren die Testmesser tatsächlich etwas überdimensioniert. Eventuell könnte eine schmal geschnittene Kydex im Alltag den Transport erleichtern. Die gut gemachten Lederscheiden sind eben eher für den Outdoorbereich geeignet, wo man das Messer am Gürtel trägt. Im urbanen Umfeld ist das bekanntermaßen leider heutzutage eher problematisch.
Hierzu noch ein kleiner „Fun-Fact“ aus meinem persönlichen Arbeitsumfeld. Ein Fixed, das man ohne Scheide im Pausenraum nutzt wird, solange es nicht offensichtlich eine martialische Optik hat, als „Küchenmesser“ oder „Vespermesser“ wahrgenommen und erregt eigentlich keine Aufmerksamkeit. Das gleiche Messer aus einer Scheide gezogen, sorgt für kritische, bzw. besorgte Blicke, bzw. Nachfragen. Ich denke das hat psychologische Gründe. Ein Fixed im Küchenumfeld ist gut und wird automatisch als Küchenmesser registriert. ein Fixed, das man außerhalb der Küche in einer Scheide führt, wird automatisch als Waffe wahrgenommen. Zumindest von Menschen, die gewohnt sind im Alltag mit Schlüsseln, Kugelschreibern, Zähnen und dergleichen Umschläge und Pakete zu öffnen.
Fazit:
Bei einem Messer ist der Stahl nicht allein entscheidend. Vielmehr kommt es auf die ideale Geometrie, angepasst an den Einsatzzweck und die Qualität der Wärmebehandlung an. Ein guter Koch wird aus einfachen Zutaten immer die bessere Mahlzeit zaubern, als der schlechte Koch aus den erlesensten Komponenten. Es war eine gute Entscheidung die Stähle quasi blind zu testen um nicht voreingenommen zu sein. Der persönliche AHA-Effekt war so nämlich umso größer. Hier hat natürlich besonders der 440B überrascht.
Eine weitere Erkenntnis für mich persönlich habe ich bei der Nachschärfbarkeit der einzelnen Stähle gewonnen. Bisher hatte ich immer die Befürchtung, dass ich hoch gehärtete Stähle mit meinen bescheidenen Mitteln nicht mehr so scharf bekomme, wie sie im Ausgangszustand waren. Das hat meine persönliche Stahlwahl bei neuen Messern immer beeinflusst. Diese Befürchtungen kann ich wohl nach den Tests auch ablegen, denn alle Testmesser habe ich mit dem Sharpmaker und Leder wieder ordentlich scharf bekommen.
Vor dem Passaround habe ich Matthias geschrieben, falls er das Messer mit den grünen Schalen nach Abschluss verkaufen würde, nehme ich es gerne. Nachdem ich nun die Messer getestet habe, würde ich eins der drei anderen vorziehen, besonders das Raffir, gefolgt von Python und Holz.
Zum guten Schluss bleibt mir noch Matthias zu danken für die Möglichkeit der Teilnahme und den verbleibenden Testern viel Freude zu wünschen.