Taschenmesser der DDR

Leute, Ihr seid große Klasse:super:.
Und ehrlich gesagt, ich habe Tränen gelacht:D.
Gruß Frank
P.S.: Diese ganz üble, mäßige, billige Qualität habe ich natürlich auch.
 

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Beim Thema Messerschmiede Weimar bin ich ein Stück weitergekommen. Hinter dem Namen verbirgt sich ehemals Josef Klaus hier in Weimar.


Am Wochenende dieses (als Eines von Dreien) original verpackte Klaus-Messer gekauft. Schon das große W im Logo kam mir bekannt vor. Beim Auspacken zeigte sich, dass das Messer noch mit der MW-Marke versehen ist.

Das linke Messer habe ich schon etwas länger.
Soviel als Info. Und hier nochmal die spätere Marke der Fa. Klaus in Weimar.



Eine Frage noch an die Spezis, kann mir Jemand diesen Hersteller (Eine Art Mühle mit Rad) sagen? Ich habe das Logo schon gesehen, weiss aber nicht mehr wo genau. Danke !
 
Bei der Art Mühle mit Rad handelt es sich um eine stilisierte Schleifkote.

Diese Marke bezeichnete Messer aus Steinbach/Thüringen und wurde von der PGH (Produktionsgenossenschaft) des Messerhandwerks verwendet. Hergestellt wurden Bestecke, Küchen- und Metzgermesser.

In Steinbach wurden zu DDR-Zeiten keine Taschenmesser gefertigt. Die in einem früheren Post genannten Steinbacher Firmen existierten zu DDR-Zeiten nicht mehr.
Ein Teil wurde enteignet und zum VEB Besteck- und Schneidwaren, der Rest wurde zu einer PGH zusammengefasst, die das genannte Zeichen (Schleifkote) verwendete. 1972 wurde die PGH dann ebenfalls dem VEB Besteck- und Schneidwaren angegliedert um dann Anfang der 80er Jahre im Kombinat Foron aufzugehen.

Nach der Wende wurde die Messerfertigung abgewickelt und ist so gut wie nicht mehr existent. Womit eine fast 700jährige Tradition zu Ende ging.
 
So, ich bin zwar fast Alleinunterhalter:lach:, aber ich war heute nochmal wegen der Messerschmiede Weimar unterwegs.
Als Erstes besuchte ich das Anwesen in der Humboldtstrasse. Der neue Besitzer erklärte mir einiges und führte mich durchs Haus. Als Mitbringsel bekam ich einen Flyer von 1993 (da war die Villa zum Hotel umgebaut wurden) mit dem gleichen Logo wie oben auf der Verpackung und Resten der Messerherstellung, die bei Umbauten jetzt gefunden wurden.
Siehe hier:




Zur Geschichte habe ich heute im Stadtarchiv folgende Fakten gefunden.Aus einem Artikel der TLZ vom 07.06.1997

Das Gebäude in dem die Fabrik untergebracht war, heisst Ehrhardtsche Villa. (zuletzt Villa Klaus, jetzt wieder der alte Name).
1957 erwarb der aus Nixdorf !(Hochburg von Messermachern) stammende Messerschmiedemeister Josef Klaus die Villa Ehrhardt. Laut Auskunft des Besitzers verlagerte er zu dieser Zeit seine Produktionsanlagen(die vorher in der Nähe des BHF`s waren) in die Villa, um einer Enteignung des Gebäudes als Alleinbewohner zu entgehen. Es wurde in den ersten 2 Etagen produziert, die Familie wohnte im DG. In den 60ern (ca. 1969) wurde dahinter ein weiteres Gebäude zur Produktion gebaut, mittlerweile ist es abgerissen.
1972 wurde die Josef Klaus KG enteignet.Danach war er offenbar Angestellter im eigenen Betrieb? 1990 erhält Josef Klaus seinen Betrieb zurück. Ab da werden Messer nur noch nebenbei produziert (bei Erscheinen des Artikel 1997 wurde noch produziert)
das Gebäude wird von 1990 bis 1993 zum Hotel umgebaut. (siehe Bild)

Also wurden von J.Klaus von 1957- 1990 im größeren Stil in Weimar Messer produziert.

PS:Im Parkett stecken noch Reste von Klingen etc, drin, die auf die bewegte Geschichte des Hauses als Messerwerkstatt hinweisen.

Gruß aus Weimar, Ingo
 
So, ich bin zwar fast Alleinunterhalter:lach:,

...

1957 erwarb der aus Nixdorf !(Hochburg von Messermachern) stammende Messerschmiedemeister Josef Klaus die Villa Ehrhardt
... verlagerte er zu dieser Zeit seine Produktionsanlagen(die vorher in der Nähe des BHF`s waren) in die Villa, ...

Also wurden von J. Klaus von 1957- 1990 im größeren Stil in Weimar Messer produziert.

:super:, ingoweimar,
es ist schon von gewaltigem Vorteil vor Ort in Weimar recherchieren zu können!

Deine Schlußfolgerung "Also wurden von J.Klaus von 1957- 1990 ... in Weimar Messer produziert." halte ich aber für zu stark eingeschränkt:
ganz offensichtlich wurden von J. KLaus doch bereits VOR 1957 "in Produktionsanlagen (... in der Nähe des BHF's ...) " Messer gefertigt.

Die Vertreibung der deutschen Bewohner aus Nixdorf und anderen Orten Böhmens erfolgte bereits rasch nach Kriegende 1945/1946.
http://wiki-de.genealogy.net/Böhmen...#Ablauf_der_Vertreibung_1945-1946_.28Odsun.29
Sicherlich hat Josef Klaus ein identisches Schicksal erlebt, wie es auch die Gründer der "Messerschmiede Leegebruch" (die ja ebenfalls aus Nixdorf vertrieben worden waren) durchgemacht haben.
Der Aufbau von "Produktionsanlagen" war unter den erschwerten Bedingungen der Nachkriegszeit in insbesondere in der "Sowjetischen Besatzungszone" sowie unter den dann folgenden Bedingungen des "sozialistischen Staats der Arbeiter und Bauern" wohl kaum kurzfristig zu verwirklichen und nur schwerlich an einen anderen Standort zu verlagern. Die "Messerschmiede Weimar" wird wohl bereits in den frühen 1950er Jahren ihre Tätigkeit aufgenommen haben, möglicherweise aber auch bereits Ende der 1940er Jahre.

Grüße
cut
 
Hallo Cut, Du hast recht:super:, ich habe mich missverständlich ausgedrückt.
Durch Dokumente nachgewiesen ist für mich bisher nur die Zeit von 1957 an. ( in der erwähnten Villa)
Aber der heutige Besitzer der Villa, der schon mit den Nachfahren von J.Klaus zu tun hatte, erzählte mir von der Verlagerung der Produktionsstätten nach dem Erwerb der Villa 1957.
Wo diese genau waren und ab wann ist bisher ungeklärt. Aber ich habe jetzt die Adresse der Familie und werde Sie diesbezüglich mal konsultieren, damit auch das letzte unklare Zeitdetail hinreichend geklärt wird. Vielleicht sind auch noch int. Dokumente vorhanden.
Den besagten Artikel aus dem Stadtarchiv von 1997 bekomme ich nächste Woche, da kann ich mich gern bei Interesse mal bei Dir melden.
Ob ich hier veröffentlichen darf, weiss ich noch nicht, mußte es heute beantragen (wegen der Rechte des Archivs )

So macht mir das hier richtig Spass, aufmerksames Lesen bringt uns alle weiter. :super:
 
An dieses rot-melierte mit Messingbacken kann ich mich noch erinnern, das hatte ich als Kind. Auch wenn ich leider nicht mehr weiß, wo das jetzt ist.:(
 
Die aktuell von Puma/Solingen propagierte Messerserie "IP" (international Partners) ist nur vom Namen her neu, denn bereits in den 1980er Jahren (vor der "Wende") gab es eine intensive Zusammenarbeit von Puma mit der DDR-Messerschmiede Leegebruch. Dort bezog Puma Taschenmesser im Stil von Schweizermessern, deren Klingen mit der bekannten Puma-Marke und (natürlich nicht zutreffenden Ursprungsangabe) "Solingen" gekennzeichnet waren.

Dazu habe ich eine Info gefunden.
Über den Thread PUMA-Messer bin ich auf die Seite www. Sackmesserkult.ch gestossen.

http://sackmesserkult.ch/bilder/pdf/wasser.pdf


Das Rostfrei-Zeichen kommt mir irgendwie bekannt vor.
 
Ein weiterer fester Handelspartner der Messerschmiede Leegebruch war die Fa. mit dem Zwillingslogo:hehe:

Dabei wurden sämtliche Teile der Messer nach Leegebruch angeliefert und dort lediglich zusammengebaut.
 
.... Messerschmiede Leegebruch ... wurden sämtliche Teile der Messer nach Leegebruch angeliefert und dort lediglich zusammengebaut.


@ Grenzwolf:
von welcher (DDR ?) Firma wurden die Einzelteile für Kopien der "Schweizer Messer" gefertigt und der GML angeliefert?
 
Es gab einen Joint Venture Anfang der 80´er(entweder mit fa. Zwilling oder mit einer Fa. die als Logo zwei Kraniche hat) für eine Taschenmesserproduktion.
Die Taschenmesser wurden dann mit dem Logo der betreffenden Fa. ausgeliefert.
Ich schrieb nichts von einem Schweizer Taschenmesser!
Messer die in der Produktion mit leichten Fehlern auffielen, wurden anschließend ohne Logo in der DDR verkauft.
Die angefertigten Taschenmesser hatten Kunststoffgriffe meist rot oder blau. Habe leider kein Belegstück, jedoch ein Bekannter, der in Leegebruch wohnt, besitzt mehrere diese Messer.
 
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Taschenmesserr DDR-Fertigung für BRD

... Handelspartner ... Messerschmiede Leegebruch war die Fa. mit dem Zwillingslogo
...
Dabei wurden sämtliche Teile der Messer nach Leegebruch angeliefert und dort lediglich zusammengebaut.

... Joint Venture ...
Die Taschenmesser wurden dann mit dem Logo der betreffenden Fa. ausgeliefert.
....



Nachdem jetzt geklärt zu sein scheint, dass es sich NICHT um Kopien von "Schweizermessern" handelte sondern um eine andere Art von Taschenmessern nochmal meine Verständnisfrage(n):

Wer (Welche Firma) hat was für Messerteile nach Leegebruch "angeliefert", um bei der GML den Zusammenbau der Messr zu ermöglichen?

Ich ging bisher davon aus, das GML ein Produktionsbetrieb war, der weitestgehend autark (in eigener Produktionsstätte) fertigte und den Vertrieb mit Kunden im "kapitalistischen Westen" zentralisiert über eine Außenhandelsfirma der DDR abgewickelt hat.



Grüße
cut
 
AW: Taschenmesserr DDR-Fertigung für BRD

Wer (Welche Firma) hat was für Messerteile nach Leegebruch "angeliefert", um bei der GML den Zusammenbau der Messr zu ermöglichen?

Grüße
cut

Hab ich doch geschrieben:
Die Fa. Zwilling bzw. die Fa. die im Logo 2 Kraniche hat...

... belieferte Leegebruch zuerst mit Messereinzelteilen.
Das war ein "Montagevertrag".
Im Gegenzug lieferte dann die auftraggebende Fa. den Leegebruchern die modernsten Maschinen (da waren sicher noch andere Firmen "zwischengeschaltet").
Anschließend wurde dann auf den neuen Maschinen der Auftrag mit den Taschenmessern fortgesetzt, diesmal als Eigenproduktion mit dem Logo der Auftraggeberfirma.
Diese Info stammt so direkt aus Leegebruch.
Ich werde mal sehen, dass ich mal wieder Kontakt zu dem Leegebrucher bekomme... dann erfahre ich aus erster Hand die Auftraggeberfirma.
 
AW: Taschenmesserr DDR-Fertigung für BRD

... belieferte Leegebruch zuerst mit Messereinzelteilen.
Das war ein "Montagevertrag". ...

Offenbar handelte es sich dabei NICHT um Taschenmesser, denn die stellte J.A.Henckels bereits in den 1970er Jahren nicht mehr her.

@ingoweimar
recht interessant, der Hinweis auf den link

http://sackmesserkult.ch/bilder/pdf/wasser.pdf

„GJW16:
Taschenmesser aus Solingen unbekannter Produktion. ...
„Das Echte…“ bezieht sich darauf, dass die Solinger Messerproduzenten vor Elsener (Victorinox) einige Soldatenmesser an die Schweizer Armee geliefert hatten. Teilweise wurden die Kopien der Schweizer Messer mit „Solingen“ gestempelt, obwohl sie aus schwedischem Stahl bei Foron in der DDR produziert wurden. …“.


Bei allem Respekt gegenüber den Leistungen der aktuell in der Schweiz produzierenden beiden Firmen und der eigentlich sprichwörtlichen Gründlichkeit „der Schweizer“ haben die „Ausstellungsmacher“ zumindest in dieser Beschreibung von dem Messersammler Guido J. Wasser Informationen ungeprüft verlinkt, die
1. schlecht recherchiert
2. falsch interpretiert
3. irreführend formuliert sind.

Das mit der Bezeichnung „GJW16“ abgebildete Messer entstammt zweifellos der Produktion der Solinger Firma Gebr. Richartz.
Die Verpackung der Firma Gebr. Richartz lautet bei genauem Hinsehen ganz neutral „Werkzeugmesser – Das Echte aus Solingen“, und diesen Slogan hat die Firma Gebr. Richartz sicherlich zu Recht auch in gedruckter Form seinen Kunden unterbreitet:
Richartz.jpg


Die Aussage „die Solinger Messerproduzenten“ hätten „vor Elsener (Victorinox) einige Soldatenmesser an die Schweizer Armee geliefert“ ist in mehrfacher Hinsicht falsch.
„Die Solinger Messerproduzenten“ gab es nicht als Lieferanten für Soldatenmesser, und von einer Vielzahl Solinger Messerhersteller die „Soldatenmesser“ in unterschiedlichsten Ausführungen gefertigt haben sind nur ZWEI als Lieferanten der Schweizer Armee bekannt.
Der Erstauftrag von immerhin 150.000 Stück wurde nicht an einen Schweizer Hersteller sondern an die Solinger Firma Wester & Co. erteilt, und die Solinger Firma Daniel Peres hat kurz darauf offenbar zwei Lieferungen an die Schweizer Armee ausgeliefert.
Kopien der „schweizer Soldatenmesser“ gab und gibt es weltweit von diversen Herstellern, auch irreführende mit „Solingen“ Schriftzug und diese wurden ohne Zweifel weder alle aus schwedischem Stahl noch ausschließlich bei „Foron“ in der DDR produziert. Ganz offensichtlich hat z.B. die Messerschmiede Leegebruch auch derartige Messer gefertigt (für PUMA mit Solingen Schriftzug, für J.A. Henckels OHNE Solingen Schriftzug).

Grüße
cut
 
So, ich möchte mal das Thema Messerschmiede Weimar kurz zum Abschluss bringen. Habe heute den Artikel aus dem Stadtarchiv bekommen und die wesentlichen Sachen in ein Bild gestellt.
Zu der Zeit vor 1957 habe ich nur erfahren, dass Herr Klaus in der Herbststr. 14 dort schon Messer produzierte. Mehr wurde mir nicht verraten.


War eine int. Angelegenheit für mich. ;) Konez:D

Offenbar handelte es sich dabei NICHT um Taschenmesser, denn die stellte J.A.Henckels bereits in den 1970er Jahren nicht mehr her.

Ich habe heute ein TM von J.A.Henckels erhalten mit dem Werbeaufdruck einer Firma, die 1970 gegründet wurde. Dann habe ich wohl Eines der letzten produzierten TM? (weitläufig formuliert)


Ganz offensichtlich hat z.B. die Messerschmiede Leegebruch auch derartige Messer gefertigt (für PUMA mit Solingen Schriftzug, für J.A. Henckels OHNE Solingen Schriftzug).

Grüße
cut

Das eben erwähnte Messer ist ohne Solingen-Schriftzug. Oder sollte es ein solches Lizenzprodukt späteren Baujahres sein?


(ein bissel säubern mußt ich es)
 
So ich habe mal mit meinem Leegebrucher Bekannten telefoniert:steirer:

Es ist tatsächlich so, wie ich es schrieb:

Leegebruch produzierte neben Eigenentwicklungen u.a. für folgende Firmen:

Puma (mit Puma - Logo - Solingen), soll in Solingen damals Ärger gegeben haben...;
Zwilling!!!--> Taschenmesser!!!
Dreizack (sagt mir selbst nichts)

Die Maschinen dazu kamen direkt oder indirekt von Victorinox, Anfang der 80´er Jahre.
Die Produktionsanlagen gingen komplett, nach Auflösung in Deutschland, nach Mikov.
Der Verhandlungspartner für die Verträge mit den damaligen Firmen war ein Herr Schuhmacher (aus der damaligen BRD).
Als die ehemaligen Gründer der GML bei der Treuhand den Antrag auf Rückübereignung stellten, wurde dies abgelehnt.
Es gab dann noch kurz den Versuch mit der Fa. Herbertz. Dies scheiterte.
Danach kaufte der o.g. Herr Schuhmacher die GML...
Die GML hatte soviel Material, dass sie ohne weiteres 3 Jahre hätten produzieren können...
Als Herr Schuhmacher kam, wurde als erstes die Belegschaft von 300 auf 60 reduziert und die Produktion heruntergefahren...
 
Last edited:
AW: Taschenmesserr DDR-Fertigung für BRD

Offenbar handelte es sich dabei NICHT um Taschenmesser, denn die stellte J.A.Henckels bereits in den 1970er Jahren nicht mehr her.

Grüße
cut

Hier ein paar Zwillinge, hergestellt in den 80´er Jahren, von der GML:steirer:
Es sind keine "Raubkopien" sondern sie stammen aus dem Vertrag:super:
Mein Bekannter aus Leegebruch hat zu seinen Aussagen natürlich die entsprechenden Belegstücke:hehe:











 
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