Könige backen, oder Wootzbruzzeln

hier auf die Schnelle eine neue Meldung zu dem Wootz aus #76

laut Micha sagt die Analyse (genaueres krieg ich noch mitgeteilt):
1,3% C also weniger C als ich dachte (hatte mit 1,6 gerechnet und bin etwas erstaunt!)
0, irgendwas an Chrom
0, etwas mehr an Silicium
0, etwas an Wolfram(Moly?!)

also relativ sauberes Zeug - von dem ich noch genug für zwei Klingen auszuschmieden habe
vielleicht morgen Abend...

und noch nix von dem Versuch einen rostträgen Wootz auszuschmieden, schon beim Denken daran schmerzt mir der Haltearm:glgl::glgl:
 
hab noch keine genaueren Daten,
aber am Mittwoch das letzte Stück Wootz aus dieser Charge (1,3%C) etwas weiter in Form geschmiedet,
es ist jetzt auf etwas über 15cm lang geworden, 2,3cm breit und dabei noch so 5mm dick, verspricht also eine gute Klingengröße zu werden.
hier zwei Bilder der angehenden Klingen aus dem Material, ungehärtet in Fe-Cl angeätzt, das vom letzten Mittwoch ist dunkler geätzt:
aber irgendwie "nix" im Vergleich zu dem Materail, das Niko Hynninen gerade hier vorgestellt hat:
http://forums.dfoggknives.com/index.php?showtopic=19266
naja, das Schmieden geht weiter...
die Bilder, die hier standen sind wohl jemandem "verloren" gegangen....
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
Ich beobachte diesen Thread schon seit einger Zeit, weil ich mich sehr für den Werkstoff Wootz interessiere (im Moment rein theoretisch, vielleicht ändert sich das irgendwann).

Ich habe einige Fragen, wenn es keine Mühe macht:

- Hat das Hinzufügen von grünen Blättern irgendeinen (nachgewiesenen) Effekt? Ich habe einen Kommentar von Ann Feuerbach gelesen, dass das Zufügen früher auch rituelle/religiöse Bedeutung hatte, aber hat es darüber hinaus eine Funktion (Mal abgesehen vom Kohlenstoff, der ja auch in anderen Sachen steckt)?

- Die Links zu den 7knifedwarfs sind irgendwie… tot? Gibt es die Informationen von der Seite noch woanders, oder bin ich nur zu blöd da durchzublicken?

- Verstehe ich das richtig, dass das Hinzufügen von Silber, wie es in der zitierten historischen Quelle erwähnt wurde, nur die Funktion hat, dem Stahl Schwefel zu entziehen, also kein Silber im Stahl selbst verbleiben soll? Ich finde es deshalb interessant, weil ich ein Rasiermesser habe, auf dem "Silver combined with Steel" steht, was für mich in der Vergangenheit so klang, als würde tatsächlich Silber enthalten sein (aber vielleicht ist das nur ein 150 Jahre alter Marketing-gag). Wenn diese Frage zu Off-Topic ist, bitte ich um Entschuldigung.

Ich bin gespannt wie es hier weitergeht:super:

Viele Grüße und viel Erfolg,
hobbit
 
Zum letzten Beitrag:

Silber ist in Eisen/Stahl unlöslich.
Hätte man also eine Schmelze, in der Eisen und Silber enthalten wären, so würde sich das Silber beim Erstarren als solches in der Eisenmatrix befinden. Metallurgisch wäre die Wirkung gleich Null, technisch würden sich-je nach der Menge verschieden-weiche Stellen ergeben.
Optisch ergäben sich helle Silberstreifchen oder Fleckchen.
Dem Eisen/ Stahl in der Schmelze zur Reinigung Silber beizumengen, um Schwefel unschädlich zu machen, wäre so etwas wie "den Teufel mit Beelzebub" austreiben, da sich die weichen ungelösten Silberanteile eher negativer auswirken würden als der Stahlschädling Schwefel alleine.

Den physikalischen Gegebenheiten zum Trotz hält sich die Legende vom Silber im Stahl hartnäckig.
Man könnte nun denken, das habe mit der Bezeichnung "Silberstahl" zu tun, die aber nichts mit der Legierung zu tun hat, sondern damit, daß die entsprechenden Stähle silberblank gezogen werden und damit für die Herstellung von Bohrern oder ähnlichem gute Voraussetzungen bieten.
Die "Silberstahlqualitäten" waren früher meist wolframlegiert- etwa dem Stahl 1.2516 entsprechend- heute wird aus Kostengründen eher 1. 2210 verwendet. Sabatier verwendet für seine Rasiermesser 1.2510 und bezeichnet ihn ebenfalls als Silberstahl.

In Lehrbüchern für Goldschmiede wird aber tatsächlich- auch bis heute- die Meinung verbreitet, durch Zulegieren von Silber zum Stahl lasse sich ein besonders guter Werkzeugstahl erzeugen. Meist wird ein Verhältnis von 1 : 400 angegeben.
In dieser Menge wird das Silber, von dem auch noch einiges oxidieren und in die Schlacke gehen dürfte, unschädlich sein.

Die Angabe auf dem Rasiermesser entsprach daher dem damaligen Glaubensstand und war ernst und ehrlich gemeint, hatte aber keine wirkliche Grundlage.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
- Hat das Hinzufügen von grünen Blättern irgendeinen (nachgewiesenen) Effekt? Ich habe einen Kommentar von Ann Feuerbach gelesen, dass das Zufügen früher auch rituelle/religiöse Bedeutung hatte, aber hat es darüber hinaus eine Funktion (Mal abgesehen vom Kohlenstoff, der ja auch in anderen Sachen steckt)?

Vorausgesetzt, dass das mit den Blättern nicht (wieder) ein Übersetzungsfehler aus dem Arabischen oder Sanskrit war und es eigentlich Pflanzenmaterial (zur Erhöhung des C-Gehaltes) hätte heißen müssen, hat das Hinzufügen eben ausser dieser Erhöhung des kohlenstoffanteiles keinerlei Wirkung. Aber wie bei vielen "geheimnisvollen" Materialien, wurde natürlich auch dem Wootz gerne allerlei Humbug angedichtet.


- Die Links zu den 7knifedwarfs sind irgendwie… tot? Gibt es die Informationen von der Seite noch woanders, oder bin ich nur zu blöd da durchzublicken?

"Irgendwie tot" ist nett ausgedrückt. Wir haben die Seite schon vor Jahren aufgegeben, weil einige Zwerge (in freundschaftlicher Weise) andere Wege gegangen sind .... und so 'ne Seite eben Geld kostet.

Allerdings findet man alle dort wiedergegebenen informationen in der einen oder anderen Form, eventuell etwas anders aufbereitet, auch hier im Forum. Ich war ja derjenige, der sich dort mit Wootz beschäftigt hat ud habe das auch hier getan. Die dort gezeigten Fotos findet man quasi vollständig auch hier in der Galerie des Forums.

Hmmmm ... Silber im Stahl? Interessante Geschichte, aber Unfug, wie schon Ulrich ausführlich erläutert. Was hingegen geht, ist Eisen in Gold. Damit kann man dann blaues Gold machen.
 
Hallo,

danke euch für die schnellen Antworten. Dann werde ich mich nochmal durch die Galerie wühlen, danke für den Hinweis. Das mit dem blauen Gold finde ich lustig, Bilder zu finden ist nur nicht leicht: Wenn ich bei einer Suchmaschine blaues Gold eingebe, gibt es in erster Linie Bilder, die mit Wasser zu tun haben:).

Gruß,
hobbit
 
hier die genauere Analyse des Stahls:
C 1.27%
Si 0.709%
Mn 0.204%
Cr 0.11%
Cu 0.112%

P 0.0353%
S 0.056%
Ni 0.081%
Co 0.0217%

Pb, Mo,W, V, Ti, Nb, Al and Mo < 0.00% (Danke an Micha und friends in Essen!)
 
wenn ich das richtig erinnere, hab ich da Grauguss 25 als "Grundmasse" genommen und das Ganze mit Eisenpulver aufgefüllt, hatte also keine wirkliche Kontrolle über das, was ich da zusammengebruzzelt hatte - es gab halt einen kleinen König und der wollte ausgeschmiedet werden...

bis Mitte letzten Jahres machte ich mir keinen Kopf über das genauere Buchführen beim Schmelzen
wohl deshalb diese "Schrotschüsse" quer durchs Beet

sieht aber nicht schlecht aus:
 

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AW: neue links zu Mustern

so liebe Wootzfreunde
hier zwei neue links
einer zu einer Arbeit von einem georgischen Schmiedekünstler:
http://www.gotscha.nl/nl-shamshir.htm

und hier fünf ! Seiten mit fantastischen Bildern von Mustern auf (alten?) Wootzklingen/Bulatklingen - auch wenn ich kein Russisch lesen kann, bin ich schonmal begeistert:
http://talks.guns.ru/forummessage/79/763891.html

viel Spass beim Stöbern...

demnächst gibt es hier auch mal wieder was Neues zu sehen...
 
Nee, nee, Jokke. Der Gotscha ist Georgier, lebt aber in den Niederlanden. Er ist sicher ein begnadeter Handwerker, aber kein Schmied. Zudem ist der von ihm gefertigte Shamshir eine tolle Arbeit, aber leider nicht aus Wootz. Hätte er gerne gehabt, aber er hatte niemanden, der ihm so eine Klinge machen konnte. Zumindest nicht zu seinen bescheidenen Preisvorstellungen.

Die Klinge ist aus einem stinknormalen Schweißdamast, der so gefertigt ist, dass er wie Wootz aussieht. Das geht recht einfach. Wenn man genau hinschaut, sieht man sogar, wie das gemacht wurde.
 
danke für den Hinweis, Achim -
so genau hab ich da nicht geschaut - habe jedoch den Harnisch gesehen, den er gemacht hat - da kann ich nur sagen: allen Respekt!
wusste aber nicht, dass er kein Schmied ist... ergänzender Restaurator wohl...
naja
irgendwie brachte ich ihn mit dem Georgier Zaqro Nonikashvili in Verbindung, wohl wegen des threats bei Don Fogg

was hälst Du von den Bildern aus dem russischen Forum?

das mit einem wilden Damast, wohl gekerbt, Wootz gefaked werden kann, denke ich auch
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, mit wildem Damast geht das nicht. Bei Gotscha ist das ein Schachbrettdamast, aber mit hunderten Stäben. Bei meinem Wootzfake ist es Basket weave.

Gotscha und Zaqro kennen sich gut.
 
Achim, würdest Du mal ein zwei Bilder dazu einstellen?
Oder verweisen auf einen link, der das zeigt?!
Basketweave kann ich mir vorstellen, aber Schachbrett, mächtigt ausgereckt?!

Danke!
 
Wozu? Den Link hast Du doch schon eingestellt. Sieh Dir mal das unterste Bild in dem Link auf Gotschas Seite an, da sieht man an einigen Stellen genau die Anordnung der "Klötzchen".
 
hier das Ergebnis der letzten Schmelze,
aus 500gr Eisensand von Hogänäs, anteilig Graphitpulver für 1,8%C und etwas über einem Kilo alter Vorschmelze, insgesammt ein Ergebnis von 1680gr...
Die Schmelze lief soweit ganz gut, fand ich - allerdings kochte das Glas mächtig auf, so dass ich etwas davon mit einem Stab rausfischte, damit es nicht überkochte (war ein Tiegel ohne Deckel). Auch konnte ich die Schmelze gegen ende gut "umrühren", fühlte keine festen Anteile darin.
Heute Morgen dann die unangenehme Überraschung, oben glatt und an den Seiten sowie unten große Kavernen, Krater und in der Mitte unten ein Loch von mindestens zwei Zentimetern.
Ich erkläre mir dies mit der Nutzung des Eisensandes, der möglicherweise "angerostet" ist und somit bei der Reduzierung einen Anteil Sauerstoff mit dem Kohlenstoff als CO-2 abgegeben hat - war ja sehr unruhig, die Schmelze
Vielleicht habt ihr ja eine Erklärung, wie sich das vermeiden lässt -
bei den hochlegierten Stählen hatte ich so etwas noch nicht...
 

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Tja, so ist das bei den Schmelzen aus "alten" Materialien und/oder direkter Reduktion im Tiegel. Meine Schmelze aus ansonsten nicht in der Schmiede verwertbarem Tatara-Material sah ja genauso aus. Die Dinger muss man entweder wesentlich länger im Ofen lassen oder noch ein zweites Mal aufschmelzen, dann ist alles gut.
 
die zweite "frustschmelze" läuft gerade an, leider passt mein ganz großer Tiegel (für >5kg) nicht in meinen Ofen, sonst würde der gelittene König auch darin Platz haben. In zwei Stunden sollte das gelaufen sein, dann muss ich nur noch das Ergebnis abwarten.

Habe noch zwei so unrühmliche Ergebnisse für die Re-Schmelze liegen, wobei eines ohne zusätzliches C gefahren wurde - da wollte ich zunächst eine Analyse machen, ist aus Oolith-Rohmaterial aus Kleinenbremen, aus einem Rennofenprozess, der König jedoch voller Minilunker, so dass wir auf ein Ausschmieden verzichtet haben. Den wollte ich noch auf 0,8%C bekommen, damit Andreas eine Klinge daraus schmieden kann. Sozusagen Portawestphalicastahl...:p

der Rest ist abwarten, im Moment...
 
Zumindest die Schmelze ist inzwischen gelaufen und sie war gegen Ende, nach knapp zwei Stunden, auch sehr "ruhig"
zumindest die Temperatur sollte gestimmt haben, da das Pyrometer bei 1600°C dann auch schnell "tilt" zeigte
in der Zwischenzeit hab ich mich an diesen Knollen abgearbeitet:
Scheinakazie, Robinie, noch frisch geschlagen/gesägt...
und schön langsam die Rinde abgeklopft...
und natürlich hoffe ich, dass das eine Art Omen für das kommende Muster ist... :cool:

Ric Furrer meinte noch, dass es sein könnte, dass ich bei dem letzten König durch das Umrühren in der Suppe die noch nicht genug geschmolzen war, die "Löcher" mit reingebracht habe...

naja, meinen letzten Tiegel hat es jetzt bei dieser Fahrt auch zerlegt, er hat sich an die Wand des Ofens gelehnt und ist dort festgebacken. Auf jeden Fall muss ich ihn morgen Früh zerstören, wenn ich die "Schmelze" raushole
 

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